Arag baut Stammorganisation aus und plant Rechtsservice für Fluggäste

Der Arag-Konzern hat seinen Stammorganisation 2010 um rund sechs Prozent ausgebaut. Knapp 80 neue Ausschließlichkeitsvertreter wurden für die bundesweit verteilten Geschäftsstellen gewonnen. Ende 2010 rechnet das Unternehmen mit mehr als 1.340 Vertriebspartnern. Rund 52 Prozent des Neugeschäfts kommt aktuell von der Stammorganisation, 28 Prozent entfällt auf das Maklergeschäft und jeweils zehn Prozent auf Internet- und Kooperationsverkauf.

Die Stammorganisation soll künftig weiter ausgebaut werden. Gesucht werden junge Quereinsteiger bis rund 30 Jahre, die mindestens über einen Realschulabschluss verfügen „Unsere frühe Vertriebskrise ist längst überwunden“, sagte Vertriebschef Johannes Kathan anlässlich eines Pressegesprächs in Düsseldorf. Mit einem umfangreichen Bauchladen, der von Kranken-, über Komposit- bis hin zur Rechtsschutzversicherung reicht, könnte die Arag-Stammorganisation nun Privatkunden und kleine Gewerbetreibende bedienen. Die frühere Monovertriebskultur, die vor allem auf die Rechtsschutzversicherung abzielte, existiere längst nicht mehr. Daher sei die Stimmung in der Stammorganisation nun hervorragend.

Bis zu 14 Monatsbeiträge für gutes Krankenversicherungsgeschäft
„Wir haben mit Abwerbungen kein Problem mehr“ so Kathan. Grund für die gute Stimmung sind aber auch hervorragende Verdienstmöglichkeiten. So zahlt die Arag für „gutes, nachhaltiges“ Krankenversicherungsgeschäft bis zu 14 Monatsbeiträge. Kombiprodukte, wie Recht & Heim Aktiv, in dem Privatleuten ein Vierspartenschutz angeboten wird oder das Sach- und Haftpflichtprodukt Business Aktiv für Gewerbetreibende bis zehn Mitarbeitern, würden von den Kunden gut angenommen. „Bei kleinen Gewerbetreibenden wird Rechtsschutz immer mehr zum Toröffner“, sagte Hanno Petersen, im Arag-Vorstand für Versicherungstechnik und Dienstleistungen verantwortlich. Trotzdem hat der Versicherer 2010 im inländischen Rechtsschutzmarkt, der durch scharfen Wettbewerb gekennzeichnet ist, rund 50.000 Verträge verloren. Die Einnahmen sanken voraussichtlich von 307 auf rund 300 Millionen Euro.

Neuartiger Rechtsservice für Fluggäste geplant
Demgegenüber das internationale Rechtsschutzgeschäft. Hier legte die Arag um sieben Prozent auf 404 Millionen Euro zu. Insgesamt wird der Konzern das Geschäftsjahr 2010 nach vorläufigen Zahlen mit Einnahmen in Höhe von 1,42 Milliarden Euro abschließen. Das ist ein Plus von rund vier Prozent. Das inländische Rechtsschutzgeschäft soll mit noch mehr Service forciert werden. So plant das Unternehmen schon für Februar einen publikumswirksamen Service für Fluggäste einzuführen. Der „ARAG Flight Claim“ – Flug-Schadenersatz – soll Verbrauchern schnell zu einer Entschädigung bei Verspätungen helfen.

Keine juristischen Hürden in Deutschland erwartet
„In den Niederlanden kann man derzeit per Handy eine Prüfung auf Schadenersatz anstoßen, wenn das Flugzeug Verspätung hat“, erläutert Vertriebschef Kathan. Für Deutschland und andere Staaten werde die juristische Machbarkeit gerade geprüft. „Ich bin ziemlich sicher, dass es keine juristischen Hürden für Deutschland gibt“, so Kathan. Per Datenbank wird in den Niederlanden derzeit Anspruch der Fluggäste geprüft und eine Durchsetzung vom Versicherer in die Wege geleitet, falls der Verbraucher dies wünscht.

Entschädigungen in den Niederlanden gut durchzusetzen
Im Nachbarland hat Arag von September bis November schon 6.500 Flüge untersucht. Das Produkt dürfte in Deutschland auf hohe Nachfrage stoßen. So ergab eine Umfrage der WDR Sendung „Markt“, dass auch deutsche Fluggäste oft zu wenig oder gar keine Entschädigung erhalten, obwohl das eine EU-Verordnung seit fünf Jahren vorschreibt. Obwohl 92,5 Prozent der von Markt-Befragten bei der Airline ihre Ansprüche geltend gemacht haben, erhielten nur 15,4 Prozent freiwillige Zahlungen. Diese blieben außerdem mit durchschnittlich 95 Euro noch deutlich unter den Ausgleichzahlungen, die in der Verordnung mit 250 bis 600 Euro festgesetzt sind. „Im Schnitt konnten wir in den Niederlanden Entschädigungen von rund 500 Euro pro Fluggast durchsetzen“, erläutert Arag-Vorstand Kathan.

Innerhalb von 24 Stunden Deckungszusage möglich
Der Service arbeite auf Basis einer Erfolgsbeteiligung. Kann Schadenersatz durchgesetzt werden, dann erhält die Arag rund 20 Prozent der erstrittenen Summe. Verbessert hat der Versicherer auch seine Reaktionsgeschwindigkeit. „Seit September können wir unseren Kunden innerhalb von 24 Stunden eine Deckungszusage geben“, so Vorstandschef Paul-Otto Faßbender. Bisher mussten die Kunden auch schon mal eine Woche auf eine Reaktion des Versicherers warten. Anfang 2011 plant der Düsseldorfer Rechtschutzversicherer den zweiten Beratungstag. Bundesweit können dann Verbraucher telefonisch kostenfrei Rechtsrat einholen. 2010 hatte die Arag dafür 75 Rechtsanwälte eingesetzt.

Bild: © Gerd Altmann /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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