AMICE appelliert: Solvabilität II ja, aber nicht um jeden Preis

„Obwohl Solvabilität II nicht darauf aus ist, die Strukturen des europäischen Versicherungsmarkts zu verändern, droht genau das zu passieren,“ warnte AMICE-Präsident Asmo Kalpala anlässlich eines Seminars für Versicherer auf Gegenseitigkeit im finnischen Espoo. „Europas gegenseitige und genossenschaftliche Versicherer appellieren daher an die Kommission, die Angebotsvielfalt und den gesunden Wettbewerb in der Versicherungsbranche zu erhalten.“

AMICE ist die europäische Vereinigung der gegenseitig und genossenschaftlich organisierten Versicherer. Sie ging 2008 aus dem Zusammenschluss zweier Verbände, AISAM und ACME, hervor. Ihr Hauptzweck liegt darin sicherzustellen, dass die Stimme der Versicherungsvereine und genossenschaftlichen Versicherer auf europäischer Ebene gehört wird. Der Verband hat 120 direkte und 1.800 indirekte Mitglieder und spricht für ein Drittel aller Versicherungsunternehmen in Europa mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent.

Schutz der Versicherungsnehmer und Stabilität des Marktes verbessern
AMICE hat das Solvabilität-II Projekt grundsätzlich unterstützt. Optimierte Kapitalerfordernisse und ein verbesserter Aufsichtsprozess sind der richtige Ansatz, gleichzeitig den Schutz der Versicherungsnehmer und die allgemeine Stabilität des Marktes zu verbessern. Die Europäische Kommission arbeitet zurzeit an den Durchführungsmaßnahmen zu Solvabilität II auf der Basis von Empfehlungen von CEIOPS, der Vereinigung der europäischen Aufsichtsbehörden. Die von CEIOPS vorgeschlagenen Kalibrierungen sind aus Konsumentensicht nicht ideal. Die europäische Versicherungswirtschaft ist sich einig, dass die Anforderungen an Kapital, Organisation, Berichtswesen und Offenlegung die Prämien für Versicherungsleistungen stark in die Höhe treiben könnten. Gleichzeitig drohen Kürzungen der Versicherungsleistungen, z. B. im Bereich der Zusatzpensionen aus Lebensversicherungsverträgen.

Eingeschränkte Möglichkeiten zur Kapitalaufnahme
Übervorsichtige und unangemessene Vorschriften erhöhen den Kapitalbedarf der Versicherer und verteuern ihre Finanzierung. Kleine und spezialisierte Versicherer, denen Versprechungen von Vorteilen aus Risikodiversifizierung nicht viel helfen, sind besonders betroffen. Ihr Kapitalbedarf könnte sie zur Konsolidierung zwingen, um den Preis des Verlusts ihres wichtigsten Wettbewerbsvorteils: ihrer Kundennähe. Manche könnten sich gezwungen sehen, ihre Rechtsform auf Gegenseitigkeit aufzugeben oder gar die Geschäftstätigkeit einzustellen. Versicherer auf Gegenseitigkeit haben eingeschränkte Möglichkeiten zur Kapitalaufnahme als börsennotierte Versicherungs-AGs – sie wären vom Konsolidierungsdruck daher am stärksten betroffen, ist sich AMICE sicher.

Quelle: AMICE

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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