Die deutschen Versicherer sitzen auf wahren Datenschätzen, können diese aber nicht schnell genug mit den veränderten Kundenbedürfnissen der Internetwelt verzahnen. Das ist ein wesentliches Ergebnis des EY Innovalue IT-Digitalisierungskompasses, der auf einer aktuellen Expertenbefragung von 15 Versicherungsunternehmen basiert. Die Stichprobe umfasst kleine und große Versicherer.
Sie ist ein Gemeinschaftswerk der Managementberatung EY Innovalue und des Instituts für Versicherungswirtschaft der Universität St. Gallen. "Wenn die Versicherer nicht schnell aufholen, werden Internetkonzerne, wie zum Beispiel Google, Amazon und Facebook, mit entsprechenden Know-how im Bereich der Datenverknüpfung in den Markt eintreten und Versicherer auf ihrem eigenen Feld schlagen", behauptet Professor Hato Schmeiser von der Uni St. Gallen.
Altsysteme sind die Bürde
Laut der Studie sind sich die Verantwortlichen in den Unternehmen zwar voll bewusst, dass sie bei Themen wie Big Data und künstlicher Intelligenz schnell aktiv werden müssen, doch Engpässe in den IT-Abteilungen hinderten die Unternehmen diese Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Probleme mit Altsystem würden wichtige Kapazitäten in der IT binden. Dadurch sehen sich zwei Drittel der Mitarbeiter "hochausgelastet".
Bei der Hälfte der Unternehmen fehlen IT-Entwickler und Spezialisten. Indirekt geht aus der Umfrage hervor, dass die Assekuranz immer noch nicht akzeptiert hat, dass die IT heute die dominierende Abteilung für alle Unternehmen ist, die im Kern ihres Geschäftsmodells mit Daten arbeiten.
Vier Grade der Digitalisierung entwickelt
Die Autoren haben, um den Stand der IT-Entwicklung in der Versicherungswirtschaft vor allem für Führungskräfte leicht zu dokumentieren, Übersichtkarten mit vier Digitalisierungsgraden entwickelt. Nach der "Elektrifizierung" und "Automatisierung" gibt es die Entwicklungsstufe "Smart Analytics". Schon in diesem Stadium ist die IT der Promoter des Unternehmens. Es gibt eine digitale Agilität und kognitive Systeme. Wichtige Digitalisierungsstrategien sind teilweise umgesetzt. Und es gibt Erfolge, denn Digitalisierungsthemen haben eine positive Reputation.
In der letzten Stufe gibt es die "Vollständige Vernetzung". Damit kann das Unternehmen dann schnell Trends und Ideen in die Tat umsetzen.
Konkrete Ergebnisse geheim
Ein Blick in die Studie zeigt, dass die beiden letzten Entwicklungsstufen noch ganz selten und meist nur sehr schwach "abgehakt" werden können. "Die Unternehmen sollten sich von technischen Altlasten befreien, zusätzliche Kapazitäten für den Wandel schaffen und die Umsetzungskompetenzen in den IT-Abteilungen bündeln", fordert René Vogel, Director bei EY Innovalue.
Wie man das am besten macht, dazu gibt es eine Reihe von Handlungsempfehlungen in der Studie. Unter anderem schlagen die Experten eine Ausgliederung bestimmter Systeme vor. Konkrete Befragungsergebnisse gibt die Studie übrigens nicht preis. Daher ist die vorletzte Seite der 31 Seiten umfassenden Arbeit "Die Chancen der IT in der Digitalisierung von Versicherern" wohl die wichtigste. Hier werden die Kontaktdaten der Beratungsexperten aufgeführt.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek