Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) hat auf ihrer Mitgliederversammlung gestern in Berlin angekündigt, Vorschläge für eine Anpassung der Zinszusatzreserve vorzulegen. Zugleich wurde Swiss Life Deutschland-Geschäftsleitungsmitglied Dr. Wilhelm Schneemeier als Nachfolge von Rainer Fürhaupter zum Vorstandsvorsitzenden der DAV gewählt.
Gerade in Niedrigzinsphasen sei der Aufbau von Puffern wie die Zinszusatzreserve aktuariell absolut notwendig, betonte der neue Vorstandschef Schneemeier. Allerdings falle es den Unternehmen auch immer schwerer, "in kürzester Zeit immer höhere Summen als Risikopuffer" zurückzulegen, um damit langfristig ihre Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden absichern zu können. Für einige Lebensversicherer und Pensionsvereine sei das nur "schwer durchzuzahlten". Daher sei man bei der DAV gegenwärtig dabei das aktuariell vernünftige Konzept der Zinszusatzreserve zu überarbeiten.
Nicht zu sehr auf Vermutungen setzen
Zudem stellte die DAV ein neues, zweistufiges System des Höchstrechnungszinses vor, um auch unter Solvency II dieses deutsche Erfolgsmodell beibehalten zu können. Es soll aus einem anfänglichen und einem Wert ab dem 16. Vertragsjahr bestehen, die beide bei Vertragsschluss festgelegt werden. "Die Bewertung soll zu großen Teilen auf bereits absehbare Kapitalerträge setzen und nicht zu sehr auf Vermutungen", erklärte DAV-Vorstand Dr. Johannes Lörper. Damit könne man auch unter dem neuen Aufsichtsregime Garantieprodukte anbieten, die von deutschen Verbrauchern auch in der Niedrigzinsphase nachgefragt werden.
Aktuare sollen sich mehr Gehör verschaffen
Für seine Amtsperiode an der Spitze des DAV hat sich Schneemeier zwei wichtige Ziele auf die Fahne geschrieben: Zum einen will er den Berufsstand des Aktuars fördern und die Aktuare ermutigen sich mehr als bisher Gehör in der Politik zu verschaffen. Denn die Auswirkungen der Niedrigzinsphase auf die Lebensversicherer, die auf lange Zeit das niedrige Zinsniveau festschreiben müssten, seien gravierend. Zum anderen wolle auch der DAV diese Thematik mehr als bisher in den Fokus der Kommunikation stellen.
Ein dringliches Thema aus Sicht der Vereinigung ist zudem die Beitragsentwicklung in der privaten Krankenversicherung. Sie appelliert an die Bundesregierung, in das neue Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) doch noch wie ursprünglich vorgesehen einen weiteren auslösenden Faktor für mögliche Beitragserhöhungen aufzunehmen. Nach dem jetzigen Modus würden Beitragsanpassungen erst relativ spät möglich sein, dafür aber entsprechend höher ausfallen. "Dieser Mechanismus benachteiligt insbesondere ältere Versicherte, die bei jeder Beitragssteigerung eine große Erhöhung der Altersrückstellung nachfinanzieren müssen", betonte der stellvertretende DAV-Vorstandsvorsitzende Roland Weber.
bAV deutlich vereinfachen
In einer Fachdiskussion zum Thema Zukunftsfähigkeit der Altersvorsorge gab es einen Konsens darüber, dass an einem Mix aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge kein Weg vorbei gehe. Über die Ausgestaltung hingegen könne diskutiert werden. So plädierte etwa Stefan Oecking, Vorstand des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung, dafür, die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) durch Vereinfachung zu erhöhen. Heribert Karch, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für bAV, sieht vor allem im Administrationsaufwand für kleine und mittlere Unternehmen viel Potenzial für Vereinfachung.
Insgesamt hält er gelenkte, kollektive Systeme, an denen sich die Arbeitgeber beteiligen - wie die bAV - für unverzichtbar. Er befürwortete die Absicht der Bundesregierung, in der bAV die Position der Tarifparteien zu stärken, um die Erwerbsgruppe zu erreichen, die bisher bei zusätzlicher Vorsorge fast ganz außen vor sei: die Niedrigverdiener. Insgesamt dürfe man in der Politik aber nicht nur bei der Gefahrenabwehr bleiben, sondern müsse proaktiv handeln.
Eigenverantwortung vor Solidarleistung
Für Oecking gibt es noch eine weitere Möglichkeit die Finanzkraft der Niedrigverdiener zu stärken: das Rentenniveau der sehr gut Verdienenden zugunsten geringer Einkommen zu senken und so die Lebensleistung dieser Menschen zu würdigen.
Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, beharrte auf der Auffassung, dass für jeden Menschen das Prinzip "Eigenvorsoge geht vor Solidarleistung" gelte und man dafür mehr Anreize schaffen müsse. Die Riester-Förderung gehe bereits in die Richtung, dass niedrige Einkommen aus Steuermitteln gefördert würden.
Bild: © Michael Fahrig - Auf dem Bild von links nach rechts: Rainer Fürhaupter, Dr. Wilhelm Schneemeier, Roland Weber
Gerade in Niedrigzinsphasen sei der Aufbau von Puffern wie die Zinszusatzreserve aktuariell absolut notwendig, betonte der neue Vorstandschef Schneemeier. Allerdings falle es den Unternehmen auch immer schwerer, "in kürzester Zeit immer höhere Summen als Risikopuffer" zurückzulegen, um damit langfristig ihre Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden absichern zu können. Für einige Lebensversicherer und Pensionsvereine sei das nur "schwer durchzuzahlten". Daher sei man bei der DAV gegenwärtig dabei das aktuariell vernünftige Konzept der Zinszusatzreserve zu überarbeiten.
Nicht zu sehr auf Vermutungen setzen
Zudem stellte die DAV ein neues, zweistufiges System des Höchstrechnungszinses vor, um auch unter Solvency II dieses deutsche Erfolgsmodell beibehalten zu können. Es soll aus einem anfänglichen und einem Wert ab dem 16. Vertragsjahr bestehen, die beide bei Vertragsschluss festgelegt werden. "Die Bewertung soll zu großen Teilen auf bereits absehbare Kapitalerträge setzen und nicht zu sehr auf Vermutungen", erklärte DAV-Vorstand Dr. Johannes Lörper. Damit könne man auch unter dem neuen Aufsichtsregime Garantieprodukte anbieten, die von deutschen Verbrauchern auch in der Niedrigzinsphase nachgefragt werden.
Aktuare sollen sich mehr Gehör verschaffen
Für seine Amtsperiode an der Spitze des DAV hat sich Schneemeier zwei wichtige Ziele auf die Fahne geschrieben: Zum einen will er den Berufsstand des Aktuars fördern und die Aktuare ermutigen sich mehr als bisher Gehör in der Politik zu verschaffen. Denn die Auswirkungen der Niedrigzinsphase auf die Lebensversicherer, die auf lange Zeit das niedrige Zinsniveau festschreiben müssten, seien gravierend. Zum anderen wolle auch der DAV diese Thematik mehr als bisher in den Fokus der Kommunikation stellen.
Ein dringliches Thema aus Sicht der Vereinigung ist zudem die Beitragsentwicklung in der privaten Krankenversicherung. Sie appelliert an die Bundesregierung, in das neue Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) doch noch wie ursprünglich vorgesehen einen weiteren auslösenden Faktor für mögliche Beitragserhöhungen aufzunehmen. Nach dem jetzigen Modus würden Beitragsanpassungen erst relativ spät möglich sein, dafür aber entsprechend höher ausfallen. "Dieser Mechanismus benachteiligt insbesondere ältere Versicherte, die bei jeder Beitragssteigerung eine große Erhöhung der Altersrückstellung nachfinanzieren müssen", betonte der stellvertretende DAV-Vorstandsvorsitzende Roland Weber.
bAV deutlich vereinfachen
In einer Fachdiskussion zum Thema Zukunftsfähigkeit der Altersvorsorge gab es einen Konsens darüber, dass an einem Mix aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge kein Weg vorbei gehe. Über die Ausgestaltung hingegen könne diskutiert werden. So plädierte etwa Stefan Oecking, Vorstand des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung, dafür, die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) durch Vereinfachung zu erhöhen. Heribert Karch, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für bAV, sieht vor allem im Administrationsaufwand für kleine und mittlere Unternehmen viel Potenzial für Vereinfachung.
Insgesamt hält er gelenkte, kollektive Systeme, an denen sich die Arbeitgeber beteiligen - wie die bAV - für unverzichtbar. Er befürwortete die Absicht der Bundesregierung, in der bAV die Position der Tarifparteien zu stärken, um die Erwerbsgruppe zu erreichen, die bisher bei zusätzlicher Vorsorge fast ganz außen vor sei: die Niedrigverdiener. Insgesamt dürfe man in der Politik aber nicht nur bei der Gefahrenabwehr bleiben, sondern müsse proaktiv handeln.
Eigenverantwortung vor Solidarleistung
Für Oecking gibt es noch eine weitere Möglichkeit die Finanzkraft der Niedrigverdiener zu stärken: das Rentenniveau der sehr gut Verdienenden zugunsten geringer Einkommen zu senken und so die Lebensleistung dieser Menschen zu würdigen.
Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, beharrte auf der Auffassung, dass für jeden Menschen das Prinzip "Eigenvorsoge geht vor Solidarleistung" gelte und man dafür mehr Anreize schaffen müsse. Die Riester-Förderung gehe bereits in die Richtung, dass niedrige Einkommen aus Steuermitteln gefördert würden.
Bild: © Michael Fahrig - Auf dem Bild von links nach rechts: Rainer Fürhaupter, Dr. Wilhelm Schneemeier, Roland Weber
Autor(en): Elke Pohl